BERLIN (VG) Die Aktivistengruppe ist wegen ihrer umstrittenen Methoden verhasst und Ende Mai führte bewaffnete Polizei eine Razzia bei mehreren Mitgliedern durch. Norwegens Thorbjørn steht im Auge des Sturms.
- Die Aktivistengruppe „The Last Generation“ protestierte und sorgte in Berlin für Verkehrschaos, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen.
- Norske Thorbjørn (26) ist Mitglied der Gruppe und arbeitet an der Rekrutierung neuer Mitglieder.
- Am 24. Mai führten bewaffnete Polizisten Razzien gegen mehrere Mitglieder der Gruppe durch. Gegen sie wird derzeit wegen „krimineller Vereinigung“ ermittelt.
- Eine Meinungsumfrage ergab, dass 79 % der Deutschen die Proteste für schlecht halten, während 16 % sie voll und ganz unterstützen.
- Die Gruppe fordert drastische Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen und des Einsatzes fossiler Brennstoffe sowie Veränderungen in der deutschen und globalen Klimapolitik.
– Sieh Dich um! Wenn Sie schon immer einmal sehen wollten, wie Kriminelle aussehen, sind Sie hier genau richtig!
Es ertönt aus dem Lautsprecher zu den Demonstranten. Dort, wo Jung und Alt mitten in Berlin eine Straße blockiert haben, scheint die Sonne.
Die Polizei umzingelt sie.
Die Gruppe „Die letzte Generation“ demonstriert seit Wochen in der deutschen Hauptstadt, bleibt dort auf der Straße und sorgt für Verkehrschaos. Ziel war es, das Bewusstsein für die prekäre Klimakrise zu schärfen und mehr politisches Handeln einzufordern.
In Deutschland werden Aktivisten, die Straßen blockieren, in der Regel mit einer Geldstrafe belegt. Doch im März wurden Mitglieder der Gruppe erstmals zu bedingungslosen Haftstrafen verurteilt.
Am 24. Mai explodiert es.
SO Wahlkampf gemacht 170 bewaffnete Polizisten gingen gegen mehrere Mitglieder der Gruppe vor. Jetzt wird gegen sie wegen „krimineller Vereinigung“ ermittelt und ihre Website wurde gelöscht.
Dies ist das jüngste Kapitel einer Saga, die das deutsche Volk gespalten hat.
In einer deutschen Umfrage Spiegel im Mai 79 % antworteten, dass sie die Vorgehensweise der Gruppe für falsch hielten, und nur 16 % unterstützten sie voll und ganz.
In der Mitte des Demozuges steht der Norweger Thorbjørn (26) mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Stoppt den Fossilienwahnsinn!“.
Er ist bei „The Last Generation“ angestellt und arbeitet daran, neue Mitglieder zu rekrutieren.
– Wie fühlt es sich an, in einer Band zu sein, die so gehasst wird und das Leben so vieler Menschen stört?
– Es ist unglaublich schwer. Ich würde mich gerne auf Arbeit und Karriere konzentrieren, aber im Moment habe ich das Gefühl, dass ich keine andere Wahl habe, als alles zu tun, um das Ausmaß der Krise, mit der wir konfrontiert sind, zu begrenzen.
– Verbrechen
Ein paar Stunden zuvor. Thorbjørn sitzt in einer müden Gruppe und isst Kichererbsennudeln.
– Das sind ganz normale Menschen, die auf die Straße gegangen sind, um für eine bessere Zukunft für uns alle zu kämpfen. Dann werden wir mit Menschenhandel, Mafia-Organisationen und Geldwäsche verglichen. Es ist absolut absurd.
Die deutsche Polizei sagte, die Verdächtigen müssten daran gearbeitet haben, Spenden zu sammeln, um kriminelle Aktivitäten zu finanzieren – also Aktionen, bei denen sie auf der Straße bleiben und den Verkehr stoppen. Berichten zufolge sammelten sie 1,4 Millionen Euro für Kampagnen.
Thorbjørn gehörte nicht zu denen, die die Polizei rausgeschmissen haben, aber er befürchtet, dass ihm so etwas auch passieren könnte.
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser sagte, das deutsche Recht sei klar.
– Legitime Proteste enden immer dann, wenn Straftaten begangen werden und die Rechte anderer verletzt werden.
Gleichzeitig machten andere deutsche Politiker deutlich, dass das Vorgehen der Polizei rechtlich problematisch sei.
Der Norweger Thorbjørn glaubt, dass die Polizeiaktion tatsächlich positiv für die Gruppe war, da sie mehr Mitglieder und Aufmerksamkeit sowie mehr Geldspenden gewonnen hat.
Die üblichen Aktionsformen wie Unterschriftenaktionen, Diskussionen mit Politikern und die Wahl grüner Parteien haben angesichts der Klimakrise nicht ausreichend geholfen, glaubt Thorbjørn. Deshalb müssen sie härter arbeiten, glaubt er.
Da die Aktionsform umstritten ist, möchte Thorbjørn nur mit seinem Vornamen genannt werden.
– Sie sagen, dass Millionen Menschen wegen der Klimakrise sterben werden. Wo ist die Grenze, wie weit man gehen kann?
– Unsere Grenze ist immer gewaltfrei.
Stiller Klimalärm
– Wir werden nicht schreien. Bedrohen Sie niemanden, üben Sie keine körperliche Vergeltung aus, sagt Thorbjørn.
Die Spielregeln sind den Demonstranten von „The Last Generation“ klar, bevor sie auf die Straße gehen.
Dutzende Polizisten kümmerten sich offenbar um die rund 500 Demonstranten, die am Mittwoch dieser Woche demonstrierten.
Als einige Demonstranten auf die Straße gehen, greift die Polizei ein.
Sie schnappen sich das T-Shirt eines der Demonstranten und bringen es zurück auf den Bürgersteig.
Auch Thorbjørn wird von der Polizei auf den Bürgersteig zurückgestoßen.
Doch es gelingt ihnen, sich mitten im Berufsverkehr in eine der Hauptverkehrsadern im Zentrum Berlins einzuschleichen.
Der Konzern kämpft dafür, dass die deutschen Behörden noch drastischere Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen und des Einsatzes fossiler Brennstoffe ergreifen. Sie wollen eine volksnahe Regierung, die Einfluss auf die Politik nimmt.
Gleichzeitig plädierten sie für einen ermäßigten Fahrpreis im öffentlichen Nahverkehr und ein Tempolimit von 100 km/h auf der Autobahn, was im Land des Automobils Deutschland sehr umstritten ist.
Entlang der Straße beobachten Isabella und Savasj, wie Demonstranten die Straße blockieren.
– Es ist gut, dass sie kämpfen, aber dieser Protest betrifft die falschen Leute. Es sind die einfachen Bürger, die leiden. Wenn sie auf dem Boden sitzen und den Verkehr blockieren, ist das kriminell, sagt Savasj.
Er sagt, er selbst sei wegen der Actionform von „The Last Generation“ im Stau stecken geblieben.
– Ihre Botschaft erreicht mich nicht, sie stresst mich nur, wenn ich im Stau stecke. Aber gleichzeitig tue die Politik nicht genug, sagt Savasj.
Deutsche Fernsehsender haben mehrere Videos von deutschen Autofahrern gezeigt, die aufgrund des durch „The Last Generation“ verursachten Verkehrschaos liegengeblieben sind und in Zusammenstöße geraten sind.
Plötzlich hält der Demozug und der Norweger Thorbjørn.
– Im Regierungsviertel. Nehmen Sie die U-Bahn!, heißt es.
Dieser unangekündigte Plan löst bei der Polizei einiges Unbehagen aus.
– Ein kleines Problem, sagt einer der Polizisten über ein Walkie-Talkie. Dann rennen sie los, um den Eingang zur U-Bahn zu blockieren.
Nach einigen Handgreiflichkeiten und der Festnahme mindestens eines Demonstranten durch die Polizei steigen sie in die U-Bahn und machen sich auf den Weg in Richtung Regierungsviertel.
Ziel ist es, einen Stapel Briefe an Bundeskanzler Olaf Scholz zu überbringen.
Die Demonstranten haben jeweils einen Brief verfasst und unterzeichnet, den sie der Kanzlerin vorlegen werden und in dem sie eine drastischere Klimapolitik fordern.
– Es ist nicht cool, von Leuten gehasst zu werden, wenn man die Straße blockiert. Dabei geht es nicht darum, gemocht zu werden, sondern darum, eine bessere Klimapolitik durchzusetzen.
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